Samstag, 9. März 2013

[Rezension] Paris im 20. Jahrhundert - Jules Verne





Verlag: Fischer
Preis: ??
Taschenbuch
Seiten: 186
ISBN: 3-569-13953-8


Ich habe mir das Buch in der Uni-Bibliothek ausgeliehen, da es derzeit nicht verlegt wird bzw. ist.

Inhalt

Paris im 20. Jahrhundert: Nachdem das vorherige Jahrhundert eine Welle der Industrialisierung und Mechanisierung erfahren hat, haben Kunst und künstlerische Werte keine Bedeutung mehr. Die Welt besteht nur noch aus Bankiers, Maschinisten und anderen Industriemännern. Einige wenige interessieren sich noch für antike Anschauungen, Sprachen und Kulturen und selbst diese verlieren an Anhängern. Künstler irgendeiner Art zu sein ist verpönt, wie es auch der Protagonist Michel Dufrénoy erfährt: Er gewinnt den ersten Preis für lateinische Verse und bereitet seinem Onkel und seiner Tante, bei denen er lebt Schande. 




Um ihn nicht gänzlich seinem unverhofften Schicksal zu übergeben, soll er in der Firma, in der sein Cousin arbeitet anfangen und dort einer Tätigkeit mit Maschinen, Finanzen oder dergleichen nachgehen. Nach einigen gescheiterten Aufgaben findet er eine passende Tätigkeit im Beruf des Diktierers. Hier arbeitet er mit Quinsonnas, einem heimlichen Pianisten, zusammen, mit dem er sich umgehend anfreundet. Ab und zu besucht er seinen Onkel Huguenin, der in der Bibliothek arbeitet und mit dem er sich immer wieder über Kunst und Literatur unterhalten kann. 

Nach einem Zwischenfall in der Firma findet er sich ohne Job wieder und versucht nun eine Stelle im Theater zu ergattern, aber auch hier gilt es alles zu Industrialisieren und die Fantasie einzuschränken. Obwohl er sich anstrengt und verzweifelt versucht seinen Platz in dieser ihm feindlich gesinnten Gesellschaft zu finden, gibt er auf und versucht sich als Autor. 




Allerdings werden seinen Gedichten keine Beachtung geschenkt und es dauert nicht lange, bis er sich als Elender auf den Straßen von Paris wieder findet.

Eindrücke

Ich bin eine begeisterte Leserin von Jules Vernes Büchern und als ich entdeckte, dass er auch eine Dystopie verfasst hatte, war sofort klar, dass ich diese unbedingt lesen musste. Buchläden führen das Buch leider nicht mehr, das erst vor ein paar Jahren seinen Ersterscheinungstermin hatte. Sein Verleger lehnte das 1836 verfasste Manuskript ab, weil er es für zu unwahrscheinlich hielt, dass die beschriebenen Ereignisse eintreffen würden.

Das Buch gilt als eine der ersten Dystopien und man merkt sehr stark, dass Verne mehr aus der Geschichte herausholen hätte können. Er beschreibt sehr genau das Aussehen der Stadt Paris im Jahre 1962, was heute gelesen unglaublich interessant ist: Viele seiner Vorahnungen und "Fantasien" sind für uns selbstverständlich. Immer wieder musste ich bei Beschreibungen, wie der der Straßenbahn oder der Gas-Cabs (im Prinzip Autos) schmunzeln.
Oft werde die Wege des Protagonisten durch Paris geschildert, worunter man sich als Nicht-Pariser wenig vorstellen kann, da große, bekannte Plätze nicht häufig erwähnt werden. Das lässt die Geschichte etwas fad wirken und gibt ihr keinen besonderen Charakter, da nur Straßennamen genannt werden und keine "Landschaften". 

Auch die Charaktere sind nicht sehr ausgeprägt. Dass die Industrialisten und Maschinisten, die vollkommen in dieser technisierten Welt aufgehen, eintönig und langweilig sind, damit bin ich einverstanden und Verne gelingt es gut diese darzustellen, allerdings hätte ich mir gewünscht, dass sich Michel, der Künstler, der Dichter und Anhänger des Lateinischen sich von diesen Charakteren abhebt. Das tut er leider nicht. Anfangs ist er noch gewillt sich einzufügen und als er scheitert, fasst er den Entschluss selbst sein Leben in die Hand zu nehmen und seinen Leidenschaften zu folgen. Schlussendlich muss er sich sein Scheitern eingestehen und zerbricht an der Welt, die keinen Platz für ihn bereit hält. Verne ist es leider nicht gelungen den Widerwillen Michels plastisch zu machen, kräftig herauszuarbeiten und einen Gegencharakter zu illustrieren.

Die Ereignisse selbst stehen eher nebeneinander als dass sie in einem Leben nacheinander geschehen könnten, was ich etwas schade finde. Ein Ausbau der Geschichte mit etwas Spannung vermischt, würde eine sehr schöne Dystopie ergeben.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Dieser findet sich auch in Vernes anderen Werken und macht seine Werke zu etwas besonderem und lesenswertem. In Paris im 20. Jahrhundert zeichnet sich deutlich ab, dass die Bildung von Charakteren nicht Vernes Stärke waren, sondern man mit ihm Abenteuer eher Abenteuer erlebt, als Menschen ergründet. Leider sind hier die Abenteuer auch ausgeblieben...



Fazit

Das Schöne aber an diesem Werk ist als heutiger Leser den Vergleich zwischen Vernes Befürchtungen und den aktuellen Umständen ziehen zu können, wehalb es drei Schwalben erhält!




Was haltet ihr von Jules Verne?

Bis bald, 

Eure Anne

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